Zukunftsfähig sollen sie sein, und kreativ und innovativ. Das alles wird von Unternehmen nach aktueller Lesart erwartet, um sowohl wettbewerbsfähig zu bleiben als auch attraktiv für Stakeholder zu sein. Unternehmensverantwortung scheint der Schlüsselbegriff der Stunde zu sein – Corporate Social Responsibility kommt langsam im unternehmerischen Denken an.
Abkehr vom rein ökonomischen Wettbewerb
Allerdings: wenn alle auf das gleiche Pferd setzen und nachhaltig, ethisch und sozial agieren, braucht es da noch einen Wettbewerbsvorteil? Wird der Wettbewerb dann gar obsolet? Die einfache Antwort lautet: Ja, denn wo sich alle lieb haben und gut miteinander leben, braucht es keinen Wettbewerb untereinander. Die richtigere, weil komplexere, Antwort lautet: Nein, natürlich ist Wettbewerb aufgrund der Produktvielfalt auch weiterhin notwendig. Dennoch müssen wir uns von der üblichen Denkweise des rein ökonomischen Wettbewerbs verabschieden. Es wird in Zukunft kein Vorteil mehr sein, Lohn- und Materialkosten zu senken, um billiger produzieren zu können. Verbraucher in den westlichen Nationen verlangen verstärkt nach qualitativ hochwertigen Produkten und interessieren sich für Herstellungsprozesse und mögliche Auswirkungen auf die Umwelt.
Menschzentrierte Führung als Wettbewerbsvorteil
Eine weitere Ebene des Wettbewerbs liegt bei den Beschäftigten. Gerade im Hinblick auf zu erwartende künftige Personalengpässe, Stichwort: demografischer Faktor, wäre eine rein ökonomische Ausrichtung sogar fahrlässig. Nur gut ausgebildete und motivierte Beschäftigte tragen ein qualitativ ausgerichtetes Unternehmens langfristig.
Einen Wettbewerbsvorteil – ökonomisch, ökologisch und sozial – wird haben, wer sich kreativ bewegt und innovative Konzepte für sein Unternehmen entwickelt. Es braucht dazu jedoch mehr Phantasie, eine geschulte Wahrnehmung, Reflexionsfähigkeit und eine gute Portion Mut.
Kunst erweitert Führungsqualitäten
Die Kunst im Sinne von ästhetischen Techniken bietet hier einen wertvollen Ansatz. Betrachtet man den Prozess beim Schaffen eines Kunstwerks, so startet dieser mit einer sorgfältigen und detaillierten Beobachtung, die sowohl bewusst geplant als auch unbewusst ablaufen kann. Was nehmen meine Sinne auf? Was sieht mein Gehirn? Welche Situation stellt sich dar, wer ist aktiv beteiligt, wer oder was ist unsichtbar? Welcher Raum wird bespielt und wie sieht er aus? Wer oder was bewegt sich und wie? Gibt es an irgendeiner Stelle Stillstand? Erkenne ich fluide, plastische oder kristalline Strukturen? Dies geschieht zunächst auf der Ebene der eigenen persönlichen Erfahrungen und Kenntnisse. Im weiteren Verlauf kann der Künstler sich und seine Annahmen selbst anschauen und Fragen stellen: Wie und warum sehe ich die Situation, das Objekt, den Raum so, wie es sich mir darstellt? Wo scheitere ich? Welche Rolle spielt die Zeit in dieser Situation? Gibt es Analogien zu anderen Themenbereichen oder kann ich sie schaffen?
Aus diesem Prozess entwickeln sich sehr vielfältige Denk- und Handlungsmöglichkeiten, die – auf Unternehmen übertragen – sowohl innovativen Führungskräften als auch den beteiligten Mitarbeitenden ein hohes Potential zur Zukunftsgestaltung geben können. Nimmt man sich die Zeit für diesen Prozess und bietet ihm Wirkungsraum, imaginiert man oft weit zurückliegende Zeiten, in denen Dinge noch keine Namen und Wertzuschreibungen hatten, sondern rein sinnliche Erlebnisse waren.
Erinnerung und die Bewusstmachung an diese urteilsfreie Wahrnehmung erlauben unserem Gehirn sich Welten vorzustellen, die real nicht existieren und dennoch so eine Faszination ausstrahlen, dass Gedanken über diese Welten weitergesponnen werden. Aus diesem Material und aus den Impulsen, die daraus aktiv entstehen, werden innovativ handelnde Unternehmen und die dazugehörigen Menschen geschaffen.