Ihre Stimme klang bitter. „Ich bin mit einem ganzen Paket voller Ideen in das Meeting reingegangen. Und dann hat er mich noch nicht einmal ausreden lassen.“ Das Telefonat mit einer Bekannten vor ein paar Tagen zeigte mir einmal mehr, wie hoch der Handlungsbedarf in vielen deutschen Unternehmen sein muss.
Natürlich ist das Thema CSR noch nicht in jedem Unternehmen angekommen und das ist auch in Ordnung so. Schließlich handelt es sich bei CSR um einen Entwicklungsprozess, der nicht von heute auf morgen realisiert werden kann. Dennoch ist es mehr als rückwärtsgewandt, dieses Thema nicht weiter zu verfolgen, wenn man schon den Anfang gemacht hat.
Die oben erwähnte Bekannte hatte bei ihrem Arbeitgeber selbst das Thema CSR angestoßen. Als Personalverantwortliche setzte sie das Thema auf die Agenda zum Firmenjubiläum. Ihr Vorschlag, sich für lokale, soziale Projekte zu engagieren, wurde von der Unternehmensleitung unterstützt und im Jubiläumsjahr präsentierte man sich als zukunftsorientiertes Unternehmen, das sich für sein Umfeld interessiert und entsprechend handelt. Soweit so gut und lobenswert. Nicht lobenswert an dieser Stelle war, dass die Führung das Thema CSR lediglich als PR-Nutzen sah. Die engagierte Mitarbeiterin ließ sich nicht entmutigen und brachte das Thema erneut vor, argumentierte, dass es auch im Hinblick auf Fluktuationen sinnvoll wäre, sich näher mit CSR zu beschäftigen und das Ganze nach und nach im Unternehmen umzusetzen. Ergebnis negativ, siehe Telefonat oben.
Die Antwort ihres Chefs, mit der er ihre Argumente vom Konferenztisch fegte, brachte die ganze Misere und seine Denkweise auf den Punkt: „Das kommt für uns noch nicht in Frage. Aktuell haben wir ja keinen Handlungsbedarf.“ Will heißen „Schätzchen, noch brennt die Hütte nicht, also setz‘ Dich brav wieder hin. Ich hab‘ alles unter Kontrolle.“
Jetzt frage ich mich, wie wahrnemungsresistent ein Hausbesitzer sein muss, der erst löschen will, wenn die Flammen bereits die Haustür erreicht haben. Installiert man nicht als verantwortungsvoller Hausbesitzer Rauchmelder, die rechtzeitig Alarm geben, damit man Zeit zum Handeln hat? Der Chef hier im Beispiel scheint das Szenario noch zu toppen: Er hat einen Rauchmelder installiert – seine Personalverantwortliche – , spricht ihr die Fachkenntnis des Erkennens von Schwachstellen und Perspektiven jedoch ab und bildet sich außerdem ein, dass er der bessere Rauchmelder sei.
Natürlich kann man argumentieren, dass dieses Unternehmen einfach noch nicht so weit in seiner Entwicklung ist, was sicherlich richtig ist. Trotzdem ist es in diesem Fall besonders schade, weil es schon gute Ansätze gab. Laut Feedback waren sowohl Kunden als auch Mitarbeitende der Firma sehr angetan vom zukunftsorientierten Engagement.
Wie dem auch sei, es zeichnet sich ab, dass diese Art von Führungsdinosauriern aussterben wird. Nichts desto trotz können sie noch enormen Schaden anrichten – für das Unternehmen selbst und für die Mitarbeitenden. Sollten Sie sich als MitarbeiterIn in einem solchen Unternehmen wiederfinden und als Rauchmelder überflüssig sein, denken Sie über einen Jobwechsel nach – es gibt Unternehmen, die ihre Fachkenntnis schätzen. Sollten Sie sich als Führungskraft hier wiedererkennen – der Feuerball des Kometen, der Ihre Art ausrotten wird, ist bereits am Himmel sichtbar. Besser Sie gehen in Deckung oder lassen sich helfen.